Mein Tag... als Freie Rednerin, Ehefrau und Mutter

„Mama, Maaaaaaama, wo bist Du? Komm mal! Was machen wir heute? Wollen wir was spielen? Darf ich eine Süßigkeit? Darf ich Fernsehen? Darf meine Freundin zu uns kommen?“

Und ich denke: „Oh jeh, ich möchte doch einfach nur noch einen Moment am Schreibtisch sitzen und noch einen Absatz schreiben, denn gerade habe ich doch ein Bild im Kopf, das es gilt zu nutzen und niederzuschreiben.“

Doch nein, das geht jetzt nicht mehr. Die Schule ist aus, der Kindergarten hat Feierabend. Jetzt ist Kinderzeit, dieses Bild in Deinem Kopf musst Du Dir zu einem anderen Zeitpunkt wieder zurückholen. Wenn es denn geht.

Es fällt mir nicht immer nur leicht, das muss ich wirklich zugeben. Ich liebe meine Arbeit so sehr, dass ich die Zeit manches Mal doch total vergesse. Und dann melden sich da zwei süße kleine Kinderstimmen, stellen sich an meinen Schreibtisch und funkeln mich an mit ihren wunderschönen blau glänzenden Augen und mit aller Liebe, die ich empfinde für diese kleinen Menschen, lasse ich die Arbeit Arbeit sein und konzentriere mich auf meine Familie.

An der Seite meines Mannes und unseren Kindern, die nun ganz bald den 7. und 5. Geburtstag feiern dürfen, bin ich überglücklich. Unser Leben als selbständige Unternehmer und eben auch als Familie ist von Hektik, Stress, Organisation und Aufgaben aller Art geprägt, doch finden wir als Familie an jedem Tag immer in irgendeinem Moment zueinander, sitzen bei der Abendmahlzeit zusammen und erzählen uns, was uns während des Tages bewegte. Dann erzählt zum Beispiel unsere Tochter voller Empörung, dass ihre Sitznachbarin in ihrer 1. Klasse heute wieder mal bei ihr abgeguckt hat und ebenso voller Nächstenliebe, dass es ja aber doch besser für die Mitschülerin ist, wenn sie bei ihr abschreibt, bevor sie gar nichts in ihr Heft schreibt. Und der kleine Bruder erzählt uns dann, was er im Kindergarten gebastelt und wer mit ihm auf dem Außengelände Fußball gespielt hat, was es zum Mittagessen gab und wahrscheinlich erzählt er ebenso, dass er das Mittagessen nicht mochte – kleiner Kostverächter 😉

Und dann fragt unsere Tochter mich häufig, wie denn mein Tag gewesen sei. Und ich überlege einen Moment, wie ich das, was mich am Tag bewegte, was ich erlebte, was ich aufschrieb, worüber ich sprach während einer Feierlichkeit als Freie Rednerin in kindgerechte Worte verpacke.

Unsere Kinder wachsen mit all den Themen auf, die uns im Leben bewegen. Dazu gehören Freude und Spaß wie auch Leid und Trauer. Jeden Tag sprechen wir hier zu Hause über Menschen, die sich auf freudige Ereignisse freuen und ebenso sprechen wir über die Familien, die sich von jemandem verabschieden müssen, weil nun gerade jemand, der ihnen viel bedeutete, verstorben ist. Ich erkläre den Kindern in kindgerechter Art und Weise, jedoch mit absoluter Ehrlichkeit, was ich in meinem beruflichen Alltag als Freie Rednerin erlebe und lasse ihnen auch den Raum, sich ihre eigenen Vorstellungen zum Beispiel zu den Themen Sterben und Tod machen zu dürfen.

Und manches Mal, wenn ich dann doch mal von meiner Arbeit ganz intensiv mitgerissen werde, vielleicht auch mal weine um einen Menschen, über den ich erzählen darf, neigt unser Mädchen ihren hübschen Kopf zur rechten Seite, öffnet ganz weit ihre Augen und sagt: „Ach Mama, sei doch nicht traurig, es gibt doch noch ganz viele andere liebe Menschen auf der Welt.“

Und damit hat sie ja so Recht. Ich bewundere sie für ihre stets positive Sicht auf all die Dinge dieser Welt. Dann muss ich direkt noch ein bisschen mehr weinen, wenn sie solche Sachen sagt, weil ich so stolz auf sie bin und glücklich darüber, dass sie mit nicht einmal sieben Jahren dazu in der Lage ist, meine Arbeit und die damit verbundene Leidenschaft zu akzeptieren, mit all dem, was diese mit sich bringt, was eben auch bedeutet, dass sie und ihr Bruder auch mal an Nachmittagen und Wochenenden von der Oma betreut werden müssen. Sie zeigt uns mit ihrer lebensfrohen Art, dass es immer etwas Schönes gibt, das es zu betrachten gilt, ganz egal, was gerade um Dich herum geschieht.

Bleibt neugierig, Eure Sabrina