Freie Rednerin Sabrina Kuiper

Gibt es im Himmel Erdbeermarmelade?

Gibt es im Himmel Erdbeermarmelade?

Ein letztes Gespräch zur Absprache mit der Bestatterin. Ich sitze währenddessen im Auto, natürlich telefoniere ich per Freisprecheinrichtung. Auf der Rückbank sitzt meine fast 4-jährige Tochter, die das Gespräch, auch wenn man es nicht glaubt, ganz genau mit ihren kleinen neugierigen Ohren verfolgt.

Nach Ende des Telefonates fragt sie: „Mama, wer war das und was wollte die?“
Und ich erkläre, wie ich es stets wahrheitsgetreu tue: „Eine Frau ist gestorben, und ich darf auf ihrer letzten Party hier auf Erden etwas über sie erzählen.“
Meine Tochter daraufhin: „Mama, wie sieht die denn aus?“
Meine Antwort: „Sie ist eine wunderschöne Frau mit stets rot bemalten Lippen. Und immer, wenn sie jemanden angesehen hat, hat sie so wundervoll gelächelt.“
Und mein kleines neugieriges Mädchen fragt: „Mama, gibt es denn im Himmel auch Lippenstift?“
Und ich sage ihr, dass ich das nicht wüsste, weil ich ja auch noch niemals dort gewesen bin.

Es sind die kleinen Momente im Leben

Sie überlegt einen Moment, schaut zum Fenster hinaus und malt sich dann in ihrer Vorstellung ein so wundervolles Bild aus von dem sie mir prompt erzählt: „Mama, wenn es im Himmel keinen roten Lippenstift gibt, dann kann sie ja einfach Erdbeermarmelade auf die Lippen schmieren, so wie ich es immer tue. Erdbeermarmelade gibt es ja im Himmel auf jeden Fall zum Frühstück, genau wie zu Hause.“ Und in meinem Gesicht bemerke ich nun ein Lächeln und in mir die steigende Lust auf Erdbeermarmelade.


Freier Rednerin Sabrina Kuiper

Aus dem Leben einer Trauerrednerin

Aus dem Leben einer Trauerrednerin

Manchmal fragt mich einer der Angehörigen eines verstorbenen Menschen, ob denn dieser Tätigkeitsbereich nicht insgesamt viel zu traurig wäre. Diese und ähnlich Sätze höre ich öfter aus meinem Umfeld und kann diese Gedanken auch durchaus nachempfinden. Wenn ein Mensch gehen muss, mitunter viel zu früh, dann ist das natürlich überaus traurig. Und auch ich darf dann einfach mal mitweinen bzw. mittränen. Doch dieses muss mir gar nicht unangenehm sein. Es kam vor, vor gar nicht allzu langer Zeit, dass die letzten zwei Sätze meiner Rede von meinen Tränen verschluckt wurden.

Doch es bringt mich auch zum Lächeln

Die Lebensgeschichte der unterschiedlichsten Menschen kennen zulernen ist immer wieder so faszinierend, inspirierend und auch immer mal amüsierend, doch vor allem ist es berührend. Zu hören, was dieser Mensch erlebte, was ihn ausmachte, wofür er einstand, was ihm wichtig war, worüber er lachte und was ihn traurig machte und daran mit meinen Worten erinnern zu dürfen ist so gar nicht traurig. Es ist wunderschön! Bei der Durchsicht meiner Aufzeichnungen aus dem Gespräch mit den Angehörigen und der Ausarbeitung der Trauerrede sitze ich manches Mal da, blicke über den Rand meiner Kaffeetasse hinweg und lächle, weil es meine Aufgabe ist, einen Menschen mit all seinen Wesenszügen, eben auch seinem Humor, zu beschreiben.